1994 Gorleben
Am 19.8.1994 blockierte Lebenslaute zum ersten Mal musikalisch das Zwischenlager für atomare Abfälle in Gorleben. Die Aktion wurde von den Aktiven aus dem Widerstand professionell unterstützt: Eine schönere Pressemappe hat es nicht wieder gegeben. Außerdem gab es ein 24 Seiten starkes „Aktionshandbuch“, eine Broschüre im A5-Format, in der Informationen zum Thema, zur Gegend und vor allem zum Zivilen Ungehorsam und zur Basisdemokratie sowie zu möglichen Rechtsfolgen zu lesen waren. Die Aktion fiel in eine Zeit, als der erste Castor-Transport nach Gorleben bevorstand, Lebenslaute kam also gerade zur rechten Zeit. Eine ganze Woche, von Sonntag bis Sonntag, war für die Aktion vorgesehen; das umfasste auch Straßenmusik in verschiedenen Orten. Am Freitag ab 8 Uhr wurde das Haupttor dicht gemacht, der Samstag war für die Auswertung und Feiern gedacht, und erst am Sonntag war Abreise.
Es war schon 14 Uhr, als Lebenslaute die Blockade eskalierte und mittels Leitern in das Zwischenlager eindrang. Diese Aktion wurde später kontrovers diskutiert: War das wirklich nötig? Welches Zeichen wurde damit gesetzt? War es wirklich gewaltfrei, mitten in die Gruppe der Wachleute hineinzuspringen? Aber es ergab sich auf diese Weise die Gelegenheit, das Konzert in das Gelände hineinzutragen.
Das Drumherum war auch nicht schlecht: viele Kinder, Solomusik, Phantasie
Musikprogramm:
Kurt Enßle: Ein Sonnengesang für Sopran und Ensemble, nach dem Gedicht „Zukunft“ von Erich Fried, April 1988
C. F. Witt: Suite in F-Dur
Johannes Brahms: Ach arme Welt
W. A. Mozart: Quintetto VI
W. Burkhard: Solange die Erde steht, aus der Kantate „Die Sintflut“
S. A. Berg: Warum hören wir nicht auf Kassandra?
Th. Jennefelt: Warning to the rich
Arvo Pärt: Solfeggio
Georg Philipp Telemann: Konzert für vier Violinen